… und er betört uns doch!
So oder ähnlich könnte die weltbekannte Feststellung “Und sie dreht sich doch” von Galileo Galilei auch für heute herangezogen werden. Im Mittelalter hatte Galilei mit diesen fünf Worten das Verhalten der Erde gegenüber der Sonne beschrieben und stiess damit nicht nur auf Verständnis. Die Worte “Der weisse Stern … und er betört uns doch!” beziehen sich aber nicht auf einen echten Himmelskörper, sondern auf den weissen Emblem-Stern von Montblanc. Aber hält er , was er verspricht?
Diese ganz besondere Anziehungskraft geht sowohl von heutigen Montblancs, aber auch von Vintage Modellen aus. Urteilen Sie selbst!
Beliebt, begehrt und bekannt rund um den Globus. Der weisse Stern ist als Logo so stark, dass er nicht nur in der Schreibgerätewelt erkannt wird. Auf der ganzen Welt wird er assoziiert mit etwas Erstrebenswertem, mit Ansehen. Es verheisst Prestige, wenn der weisse Stern oben aus der Hemdentasche schaut. Er verspricht Anerkennung, wenn mit ihm Dokumente unterzeichnet werden.
Er ist schlicht der Hingucker, wenn er einfach so auf dem Schreibtisch herumliegt. Er? Der weisse Stern, der Montblanc eben, der Marktleader. Den Kritikern der Marke ist diese Vormachtstellung etwas suspekt. Ist alles nur Marketing? Nun, so ist es eben genau nicht, zumindest nicht so ganz: Es stimmt, dass das hochglänzende, schwarze Material aus dem die meisten Stifte gefertigt sind, von Montblanc selbstbewusst als “Edelharz” bezeichnet wird. In Tat und Wahrheit könnte das gleiche Material auch etwas simpler “Kunststoff” genannt werden.
Edelharz oder Kunststoff hin oder her: Mit Sicherheit KEIN Marketing-Gag ist die Goldfeder von Montblanc. Die Performance ist 1A, doch das schaffen andere Federn auch. Die Optik allerdings, die lässt auf eine erstklassige Manufaktur schliessen. Die reichhaltige Ziselierung von Dekor und der Zahl 4810 entzücken den Betrachter immer wieder und verweisen auf die geschickten und erfahrenen Hände der Juweliermeister, die mit ihrer Penmanship in 35 handgefertigten Schritten aus jeder Feder ein kleines Kunstwerk schaffen.
Weisser Stern? 4810? Das sind die zwei Haupt-Insignien von Montblanc. Der weisse Stern steht für den schneebedeckten Gipfel vom Berg Montblanc mit seinen sechs Tälern, die Zahl 4810 erinnert an die einstige Höhe des Berges Montblanc in Metern über Meer (heute effektiv nur noch 4805m) und – jetzt kommt’s – alles zusammen bedeutet “Gipfel der Schreibkultur”. Trotz dieser Anlehnung an Frankreich ist Montblanc eine deutsche Marke mit Sitz in Hamburg. Das Unternehmen wurde 1908 gegründet unter dem Namen SIMPLO FILLER PEN CO. und wuchs unter dem später eingeführten Namen MONTBLANC zum heute führenden Schreibgeräte-Produzenten.
Bleiben wir bei der Geschichte, bleiben wir bei der Faszination des Logos. Von Beginn weg war der weisse Stern synonymhaft verbunden mit deutscher Qualitätsarbeit, wie das zum Beispiel durch den Namen “Meisterstück” 1924 erstmals selbstbewusst nach aussen kommuniziert wurde. Wer historische Montblanc Schreibgeräte sammelt, weiss, welcher Zauber von den weissen Sternen der 20er- und 30er Jahren ausgeht. Auch damals schon war das klassische Design Schwarz. Montblanc Sammler richten nun bestimmt ihren geschärften Blick auf die alten Füllhalter. Sie fokussieren auf Form und Grösse der Sterne, auf Kappen und Clipse, um sie in die Modellgeschichte einordnen zu können.
Diese gefüllte Sammlermappe bereitet mir tagtäglich grosse Freude. Ich zeige sie mit Stolz und stelle immer wieder fest, dass sie die Kraft hat, nicht nur mich zu betören. Der “normale” Betrachter kann alte Schreibgeräte unspektakulär finden, weisse Sterne jedoch kaum. Ihre Magie wirkt auch beim Laien! Richtig?
ABER: Die wahre Suchtgefahr geht von allem aus, was nicht Schwarz ist und zwar bei modernen wie auch bei historischen Schreibgeräten von Montblanc. Farbige Füller aus Ebonit oder Celluloid gibt’s einfach viel, viel weniger. Das Schöne ist, dass sich Montblanc heute um ebendieses bunte Erbe kümmert. Im Hamburger Atelier Artisan werden Jahr für Jahr Spezialeditionen und Limitierte Auflagen entwickelt und auf den Markt gebracht. Ein grosses Lob an dieser Stelle an die Marketing- und Entwicklungsabteilung von Montblanc! Sie schafft es immer wieder, Preziosen zu lancieren, die die Aficionados dieser Welt durch Neuinterpretationen des historischen Montblanc-Erbgutes überraschen und begeistern.
Die Vorbereitung dauert jeweils Jahre. Es müssen intensivste Recherchen getätigt werden betreffend Eignung und Umsetzbarkeit. Die Rechtsabteilung kümmert sich um die Verwendung der Namensrechte und die Designabteilung durchforstet die Modellgeschichte des Unternehmens nach passender Form- und Materialsprache. Letztlich sind es die ausgewiesenen Juweliere von Montblanc, die die Umsetzbarkeit möglich machen. Aktuelle Special Editions: Maria Callas – R.L.Stevenson – Enzo Ferrari
Das “Heritage Baby” ist ein Beispiel dafür, wie Montblanc in ihrer Modellhistorie auf die Suche gegangen und beim kleinen Safety Fülli der 1920er Jahre fündig geworden ist.
Die Modellreihe heisst deshalb “Heritage” und versteht sich als Teil des Erbes. So auch das Modell “Heritage Rouge et Noir”, wo mit dem Modell “Coral Red” und auch “Marble Red” sowohl die Formensprache wie auch die beiden wichtigsten Farben der 1920er Jahre wieder aufleben durften.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an den ersten limitierten Füllhalter von Montblanc aus der neu lancierten Writers Edition, den Ernest Hemingway von 1992.
Die schreibende Welt kam ins Staunen. Zwischen Beifall und verständnislosem Kopfschütteln war jede Reaktion zu sehen. Verblüffung sowohl über die Form, die eine Anlehnung an das Meisterstück Nr. 124 aus den 30er Jahren war, aber vor allem auch über die Farbwahl. Den meisten war damals nicht bewusst, dass Montblanc genau damit einen genialen Griff in die Geschichte getan hatte: Dieses Bräunliche von Kappe und Endstück sollte an leicht oxidiertes Hartgummi und das Orangebraun des Korpus an roten Ebonit oder rotes Celluloid, der beliebtesten Farbe der 20 Jahre, erinnern. Die Kombination davon beim Hemingway wurde zu Beginn als besonders hässlich empfunden. Dementsprechend lag der Hemingway damals bei uns in der Papeterie zum Schiff während Monaten wie Blei in der Vitrine. Unverkäuflich … Meinem Mann hatte er jedoch immer gefallen und als er ihn gerade für sich holen wollte, war er weg: Tags zuvor, ordentlich verkauft, Pech gehabt! Die Trauer darüber war so gross, dass ich meinem Mann den Hemingway doch noch schenken wollte. Leider war er nun plötzlich überall ausverkauft und ich musste ihn teuer auf eBay ersteigern ….
Der Griff in die reichgefüllte Modellkiste des Unternehmens macht die modernen Geräte einzigartig. Die Verbindung von Tradition und Logo und die verheissungsvollen, neuen Interpretationen davon sind das Geheimnis von Montblanc. Sie verströmen genau diesen gewissen Charme mit dem uns der weisse Stern immer wieder betört.
Und wer sich vertieft informieren möchte, sollte sich unbedingt beide Bände “Collectible Stars” Bd.I und II von Jens Rösler und Stefan Wallrafen anschaffen (via eBay)